Test im Haushalt: Dreckspatzen contra Hygienefanatiker

Test im Haushalt: Dreckspatzen contra Hygienefanatiker

Die Putzmittelindustrie überschüttet uns jeden Tag mit ihren Werbeslogans: „Porentief rein“ soll der Haushalt, die Kleidung oder der Körper sein. In drastischen Bildern zeigt man uns, dass überall gefährlicher Mikrokosmos in Form von Staubmilben, Mikroben und Krankheitserregern lauert. Dem widerspricht die Forschung: unser Immunsystem wird in fast keimfreien Haushalten nicht mehr stimuliert, es entwickeln sich daher gerade bei Kindern, immer öfters Allergien. Ein gewisses Maß an Keimen ist lebensnotwendig, selbst in Krankenhäusern.

– Agressive Putzmittel können zu widerstandsfähigen Erregern führen

– Bakterienvernichtung im Haushalt verursacht Allergien sagt die Theorie.

– Durch den Kontakt mit Erregern können Kinder ihr Immunsystem stärken

Der Test: Dreckspatzen contra Hygienefanatiker

In zwei unterschiedliche Haushalten hat das TV-Magazin Planet Wissen Tests durchgeführt: Eine Wohngemeinschaft gegen einen Ein-Personen-Haushalt.

Ein Hygienetester entnahm Proben von potenziellen Keimherden wie Toilette, Waschbecken und Badewanne. Im Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universitätsklinik Freiburg wurden diese auf Bakterien und Keime untersucht wie Schimmelpilze, Salmonellen, Legionellen und schädliche Darmbakterien.

Das Tests-Ergebnis war überraschend. Es ergaben sich Grundsätzlich für beide Haushalte keine bedenklichen Befunde. Eine Gesundheitsgefährdung lag in beiden Fällen also nicht vor, auch nicht bei der stark frequentierten WG – Wohngemeinschaft.

Ein weiteres Ergebnis: Die angeblich antibakterielle Wirkung von Reinigungsmitteln wird bei genauer Überprüfung nicht erreicht. Das ist insofern gut, da Keime Teil unserer natürlichen Umwelt sind und unser Immunsystem stimulieren und trainieren.

Zudem schädigen aggressive Putzmittel unsere Umwelt und führen zu widerstandsfähigeren Erregern, die eine weitaus größere Gefahr für unsere Gesundheit darstellen.

Bakterien sind wichtig für die Gesundheit

in unserer hochentwickelten Industriegesellschaft finden sich kaum noch Dreck und Schmutz aus der Natur, allenfalls auf dem Land beim Bauern. Im Haushalt wird dem Schmutz der Krieg erklärt und mit immer aggressiveren Putzmitteln sollten alle Keime im Haus abgetötet werden.

Man vergisst dabei sehr schnell, dass Bakterien den Menschen schon immer begleiten haben – sie sind aus unserer Umwelt nicht wegzudenken.

Eine Vielzahl von Bakterien lebt auf der menschlichen Haut, sie ernähren sich von Schweiß und Talg, was beides von der Haut abgesondert wird. Die sogenannte Hautflora bilden ausgeschiedenen Substanzen und die Bakterien, die vor Krankheitskeimen schützt.

Reizungen und Hautkrankheiten können die Folge sein, da durch zu häufiges Waschen die Hautflora und den Säureschutzmantel der Haut gestört sind. In den Industrieländern erkranken immer mehr Kinder an Asthma und Allergien, in weniger industrialisierten Ländern dagegen kaum? Die Vernichtung von Bakterien im Haushalt verursacht vor allem eines: Allergien. Immer mehr Kinder leiden an Asthma oder Heuschnupfen. Eine Ursache dafür ist zweifelsohne die genetische Veranlagung.

Training für das Immunsystem

Die Forschung sammelt Hinweise, wonach eine übertrieben saubere Umgebung Allergien und Asthma fördert, weil das Immunsystem unterfordert ist und sich nicht ausreichend entwickeln kann.

Wissenschaftler haben aus dieser Erkenntnis die sogenannte Hygienehypothese formuliert. Sie besagt, dass Kinder in den ersten Lebensjahren zum gesunden Heranreifen des Immunsystems und zur Entwicklung der körpereigenen Abwehr jede Menge Anregungen von außen brauchen.

Diese Anregungen kommen von durch Bakterien oder Viren verursachte Infektionen oder auch von einer Keimbelastung. Auf diese Weise wird das Immunsystem trainiert. So werden unnatürliche Entwicklungen verhindert, wie etwa eine Allergie, die eine unnatürliche Immunantwort auf die natürliche Umwelt darstellt.

Fazit: Zu viel Hygiene ist ungesund. Damit sich das Immunsystem bei Kindern entwickeln kann, muss es ständig stimuliert werden. Empfehlenswert ist deshalb der regelmäßige Kontakt zu anderen Kindern, zum Beispiel im Kindergarten oder während einer Ferienfreizeit auf dem Bauernhof.

Auf Schutzimpfungen zu verzichten, wäre eine völlig falsche Ableitung aus der Hygienehypothese,   oder im Fall von schweren Infektionskrankheiten keine Antibiotika mehr zu geben.

Ebenso wäre es falsch, sich nicht mehr zu waschen. Mangelnde Hygiene kann erst recht eine Ursache vieler Krankheiten und sogar von Seuchen und Epidemien sein.

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