Grauschleier, Spinnweben oder Staubflusen: Das war früher im Frühling ein mehrtägiger Anlass für einen Grossputz. Doch viele wissen heute gar nicht mehr wie man richtig putzt, oder welche Wischtechnik oder welches Putzmittel sich wofür eignet.
Der Frühjahrsputz, (der Schreck der ganzen Familie), von früher war der «Horror», Frauen mit Kopftücher die Tagelang auf der Jagd nach Staub und Spinnenweben das ganze Haus auf den Kopf stellten.
Die einen sagen: Frühjahrsputz wird heute kaum mehr gemacht. Es ist eine neue Zeit angebrochen, die Rede ist von einer «neuen Macht» des Putzens. Die Autorin und Philosophin, des Buches «Putzen als Passion, Nicole Karafyllis, bangt um diese Kulturtechnik. Wie sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagt, fehlt es an grundlegender Putz-Erziehung.
Den Wohnungsputz haben Büromenschen verlernt
Unter Digital Natives, Akademikern, Büro-Arbeitern, die mit Computer statt vielleicht mit Bauklötzen aufwuchsen, nimmt die Fähigkeit zur manuellen Problemlösung ab. Früher sagte man dazu. Man hat zwei linke Hände!
Putzen hat heute nicht mehr den gleichen Stellenwert, der angebracht ist. Auch heute besteht gegenüber Hausfrauen- und Männern sowie Reinigungskräften, immer noch eine mangelnde Anerkennung. Angenommen wird, dass jeder putzen kann, aber richtig putzen kann noch lang nicht jeder.
Aus Zeitmangel, oder aber weil man nicht gerne selber putzt, überlassen viele diese Aufgabe den Haushaltshilfen oder im Volksmund Putzfrauen. Zwangsläufig lernen Kinder längst nicht mehr wie man mit Tricks gegen Staub und Dreck vorgehen kann.
Auch werden planlos irgendwelche Reinigungsmittel eingekauft. Den meisten Leuten fehlt aber das Wissen über korrekte Dosierung, geeignete Produkte für Kalk im Bad, Fettschmutz in der Küche oder die Eignung von Reinigern für verschiedene Materialien. In den Haushalten fehlt es an der richtigen «Putz-Ausstattung», die Kenntnisse sind äusserst gering. Man kauft sich heute ein Auto ohne grösseren Gedanke, spart aber im Gegenzug zum Beispiel, bei einem Wischmopp.
Nass, Feucht oder Trocken: Reinigen von Böden
Wir haben die Wahl zwischen Trocken-, Feucht und Nassreinigung, je nach Bodenbelag. Parkett, PVC oder Laminat lassen sich mit Staubfangtücher trocken aufwischen. Auch Kehren und Saugen gehören zur Trockenreinigung.
Feucht sollten Fliesen oder Linoleum gewischt werden. Die Arbeit wird erleichtert, wenn man beim Kauf eines Wischers nicht spart. Geräte mit gelenkigen und auswaschbaren Reinigungstüchern sind von Vorteil, denn sie sind flexibel um in Ecken oder unter Möbeln den Dreck zu erreichen. Mit einem klassischen Wischmopp sollte man einen feuchten Raum wie das Badezimmer immer feucht aufnehmen. Auch stark verschmutzte Bereiche oder ein Eingangsbereich sollte man feucht aufwischen.
Grundsätzlich immer: Erst am Schluss werden die Fussböden gereinigt. Damit Gegenstände wie zum Beispiel einen Mülleimer während dem Putzen nicht im Weg stehen, vorher alles wegräumen.
Beim Wohnungsputzen immer auf die passenden Pflegemittel achten. Für verschiedene Oberflächen eignet sich ein Allzweckreiniger, aber nicht für Holz. Auf einem empfindlichen Ceranfeld sollte nie eine Scheuermilch verwendet werden. Dafür gibt es spezielle Ceranfeldreiniger oder man nimmt Zitronensaft. Besonders hartnäckige Kalkrückstände entfernt man im Bad, zum Beispiel auch an Armaturen, mit Essigreiniger oder Zitronensäure.
Staubsauger statt Teppichklopfer: Die neue Technik
Gesellschaftliche und technische Entwicklungen haben das Putzen verändert. Die einmal alljährlich fällige Aktion vom Ausklopfer aller Teppiche ist, seit es den Staubsauger gibt, überflüssig geworden.
Auch die ständige Zeitnot macht sich bemerkbar; eine Wisch-und-Weg-Mentalität, man sprüht irgendetwas ein und huscht schnell darüber. Vom eigentlichen Frühjahrsputz sind nur einzelne Bestandteile geblieben, wie zum Beispiel das Gardienen waschen.
Das Konsumverhalten hat sich heute gewandelt. Ging es früher um Werterhalt beim Putzen, so ist das Motto in vielen Haushalten heute: Wegschmeissen und Neuanschaffen. Pflegeanleitungen liest heute kaum einer mehr, Gegenstände gehen kaputt, weil man sie nicht reinigt und pflegt.
Man stört sich viel weniger an Dreck, da immer mehr Menschen alleine oder zu zweit leben. Viel leichter sagt man heute: die nächsten drei Wochen kommt ja keiner, da putze ich mal nicht. Wenn man dann aber den Schmutz doch bekämpft, dann mit einer Chemie-Keule, aus Behältern mit einem Pistolenaufsatz. Das Putzen hat fast eine militärische Komponente bekommen.
Was ist aber nun mit der «neuen Macht des Putzens»? Bei einer Untersuchung zu psychologischen Motiven fürs Putzen heisst es: In chaotischen Zeiten versuchen Menschen an ihrem Rückzugsort die Kontrolle zu haben. Den Rückzug ins Private unterstützt den Wunsch vom Putzen nach Struktur und Verlässlichkeit.