Nicht jeder Dreck muss weg

Nicht jeder Dreck muss weg

Nass saugen oder Trocken? Nur wenn sich Besuch ankündigt oder täglich? Mit Essig oder Zitrone? Den wenigsten bleibt das Putzen erspart. Doch man kann das Putzen mit guten Argumenten ruhiger angehen lassen.

Eine Tugend ist die Sauberkeit. Es wird geputzt was das Zeug hält. Dies gilt für die einen die immer Samstags, die Anderen die vielleicht zweimal im Monat wenn Besuch angesagt ist, plus Frühjahrsputz putzen. Es wird mit chemischen Hilfsmittel nicht gespart. Eine Studie zeigt, dass im Jahr ca. 22’000 Tonnen Haushaltsreiniger und ca. 26’000 Tonnen Geschirrspülmittel gekauft werden. Diese Zahlen sind seit Jahren konstant. Ohne dass an der Sauberkeit Abstriche gemacht werden muss, hat die Industrie die Reiniger ergiebiger gemacht, dass der Verbrauch eigentlich reduziert werden kann. Offensichtlich vertraut man der Formel: viel hilft viel, wenn man sich aufrafft zum Klo-Putzen, Dusche entkalken oder zum Herd reinigen.

Reinigen wird von vier Komponenten bestimmt

Der Erfolg beim Reinigen wird von vier Komponenten nach dem Sinnerschen Kreis bestimmt:

1. Chemie – also Reinigungsmittel,

2. Mechanik – Schrubben, Bürsten, Reiben,

3. Zeit,

4. Die Temperatur.

Jeder dieser vier Faktoren ist gleich wichtig und bildet einen Kreis. Verändert man von einem dieser Viertel etwas, wirkt sich das auf die drei anderen aus.

Allerdings wenn man den Faktor Chemie auf 100 Prozent erhöht, ist es damit nicht getan. Wirkt ein Reinigungsmittel von chemischer Leistung her effektiver, ist es aggressiv und für Mensch und Umwelt schädlich. Daher sollte man moderat mit modernen Haushaltsreinigern umgehen und Etiketten sorgsam studieren. Allergiker und Asthmatiker sollten auch besonders auf die Zusammensetzung achten somit kann vermieden werden, dass man zum falschen Produkt greift.

Für Kalk und Urinstein Zitronensäure verwenden

Bei Sanitätsreiniger sollte man darauf achten das sie nicht auf Basis von Salzsäure sind denn die wirkt ätzend. Diese Mittel sind zu erkennen durch ein orangefarbenes Schild auf der Flasche, mit einem Reagenzglas aus dem Flüssigkeit tropft und auf einer Oberfläche ein Loch hinterlässt. Um Kalk oder Urinstein zu entfernen braucht es Säure doch das geht auch mit Zitronensäure, die auch viel Umweltfreundlicher ist. Die aggressive Salzsäure wirkt viel schneller, Zitronensäure genauso gut aber schonender, muss man einfach etwas länger einwirken lassen. Ohne insgesamt länger zu putzen muss man den Arbeitsablauf berücksichtigen. Das heisst zuerst den WC-Reiniger ins Klo geben, dann Küche Bad und Böden reinigen und am Schluss die von der Säure gelösten Ablagerungen wegbürsten.

In Küche auf säurehaltige Reiniger verzichten

In der Küche sollte man zum Putzen nicht mit Säure arbeiten. Hier hilft ein alkalischer Reiniger (Allzweckreiniger genannt) um die Fettspuren zu entfernen. In den heutigen Reinigern stecken meistens waschaktive Substanzen die biologisch abbaubar sind, was man von Phosphaten, Konservierungsmittel, Paraffin, Silikon oder Duftstoffen nicht sagen kann. Häufig lösen die zugesetzten Parfüme, die das Putzen angenehmer machen sollten, Allergien aus. Bei Reinigungsmittel die mit einer Euroblume ( EU- Umweltzeichen) gekennzeichnet sind, sind diese Substanzen nicht vorhanden. Gegen verkrusteten, harten nicht leicht wegwischbaren Schmutz hilft Scheuermilch. Einst wurde dem Reinigungsmittel Quarz zugesetzt, heute sind es Tonminerale Kalk- oder Marmormehl, die dem Badewannen-Emaille nicht schaden. Putzexperten empfehlen das Arsenal an Reinigungs-Mittel klein zu halten. Ein Allzweckreiniger, Handspülmittel eine Scheuermilch und ein Badreiniger auf Zitronenbasis, mehr braucht es nicht um einen Haushalt sauber zu halten.

Verpönt und als Dreckschleuder galt lange der Staubsauger. Nach einer Runde Staubsaugen durch die Wohnung war für Menschen mit Hausstaubmilben Allergien alles noch viel schlimmer. Allergene wie Milbenkot wurden verwirbelt und neu verteilt. Die modernen neuen Geräte haben deshalb einen Feinfilter, der das ausblasen solcher Partikel weitgehend verhindert wird.

Vorsicht mit Wasserstaubsaugern bei Parkett

Skeptisch sollte man auch ein wenig gegenüber Wasserstaubsaugern sein. Ein durchaus sinnvolles Gerät, zur Grundreinigung, denn es macht um einiges sauberer als ein normaler Staubsauger. Hier sollte man aber an den Untergrund des Teppichs denken. Die Restfeuchte im Teppich kann bei häufigem Anwenden dem darunter liegende Parkett schädigen.

Was wischen putzen oder aber saugen wir eigentlich weg? Staub in Bücherregalen, Waschbeckenränder oder aber auch vielleicht in Form von Wollmäusen in Zimmerecken, wird grösstenteils von uns selbst produziert. Bis zu 3’000 Teilchen Hautschüppchen, Haare oder Textilfasern verlieren wir pro Sekunde. Deshalb: ist der Wochenend- Besuch wieder weg, hat man deutlicher mehr Staub oder Schmutz in der Wohnung. Mehr Menschen mehr Dreck! Man sollte aber auch hier nicht übertreiben, denn in vielen Fällen kann man den getrost liegen lassen.

Es gibt zwei Aspekte beim Putzen: den Objektiven, hygienischen der Krankheiten verhindern soll und den subjektiven, der fast zu einem krankhaften Hygienewahn werden kann, wenn wir nicht die kleinsten Spuren von Dreck akzeptieren können. In unseren Breiten, aus objektiver Sicht, ist ein übertriebenes Putzen nicht nötig. Krankheitserreger die von Mensch oder Tier ausgeschieden werden und von Gesunden über den Mund aufgenommen werden können, sind Erreger im Haushalt die wirklich krank  machen können. Besondere Vorsicht gilt, wenn Mitbewohner zum Beispiel an Durchfall leiden. Ein anderes Beispiel, wenn man Reptilien als Haustiere hat: in ihrer natürlichen Darmflora tragen diese Salmonellen. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem oder Kleinkindern kann ein Kontakt eine lebensbedrohende Infektion verursachen.

Ein Griff zu antibakteriellen Reinigungs- oder Desinfektionsmittel ist jenseits solcher Fälle völlig übertrieben. Studien zufolge die im Sanitätsbereich und rund ums Klo nach Keimen gesucht haben, sind alle zum selben Schluss gekommen, dass wenig Keime oder Krankheitserreger in diesen Bereichen zu finden waren.

Sorgfältiges Putzen ist in der Küche angesagt

Wie aber sieht der Spülschwamm aus, der in der Küche tropfnass vor sich hin sifft? Er hinterlässt beim Tischabwischen ganze Heerscharen von Keimen und stinkt. Normalerweise sind in dieser «Flora» keine Krankheiterreger, somit können auch keine Infektionskrankheiten verursacht werden.

Am sorgsamsten sollte jedoch immer in der Küche geputzt werden. Der falsche Umgang mit Lebensmittel kann zu einer Infektion beitragen. Salmonellen oder andere Keime können in Fleisch enthalten sein, das resultiert aus der Schlachtung und kann nicht vermieden werden. Gründliches abspülen der verwendeten Gefässe, Schneidbretter oder Messer reicht und auch hier benötigt man kein Desinfektionsmittel.

Wenn sich also Mensch oder Tier nicht mit einer Magen-Darm-Grippe herumschlagen , darf das Putzen entspannter angegangen werden. Der Frühjahrsputz ist rascher erledigt, mit weniger Reiniger und aggressiven Chemikalien, es bleibt genügend Zeit die Frühjahrs-Sonne zu geniessen.

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