Deutsche fordern mehr Anerkennung für den angeblichen “Schmuddeljob”, viele wollen aber nicht dafür zahlen

Deutsche fordern mehr Anerkennung für den angeblichen “Schmuddeljob”, viele wollen aber nicht dafür zahlen

Das Berufsbild Reinigungskraft und der Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen verändern sich rasant: Jahrzehnte lang wurden Putzhilfen über Aushänge im Supermarkt oder Empfehlungen im Freundeskreis gefunden – und arbeiten noch heute zu 90% schwarz. Seit letztem Jahr gibt es nun eine Reihe von Online-Vermittlungen, die Zugang zu legalen Aufträge per Mausklick anbieten. Im Auftrag des führenden deutschen Putzportals Helpling hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa die Deutschen gefragt, was sie über den Beruf Reinigungskraft wirklich denken.
Für sich putzen zu lassen, ist in Deutschland kein Tabu-Thema mehr – 86% der Deutschen würden darüber im Freundes- oder Bekanntenkreis sprechen und offen damit umgehen, wenn sie eine Reinigungshilfe beschäftigten. Zugleich glauben aber über zwei Drittel der Befragten, dass Reinigungshilfen in Deutschland ein eher geringes bis sehr geringes Ansehen genießen. Worin liegt dieses negative Bild begründet?

Schwarzarbeit einer der Hauptgründe für schlechtes Ansehen

Nach Meinung der Deutschen liegt es vor allem daran, dass das Putzen eine eher “einfache” Tätigkeit sei: So gut wie jeder könne den Beruf ausüben, sagen 66% der Befragten. Weitere genannte Gründe sind, dass viele auf dem Schwarzmarkt tätig sind (43%), einen Migrationshintergrund haben (39%) oder man oft von unzufriedenen Putzleistungen hört (31%). So gut wie keine Rolle spielt ein mögliches Vertrauensproblem (14%), auch wenn Geschichten über diebische Reinigungskräfte weiterhin oft die Lokalseiten der Tageszeitungen füllen.
Keine monetäre Wertschätzung
Obwohl der Beruf ein eher schlechtes Ansehen genießt, sind 88% der Befragten der Meinung, dass er eine höhere Wertschätzung verdient hätte. Allerdings spiegelt sich die Einstellung nicht in der monetären Wertschätzung der Deutschen wider: Fast die Hälfte der Befragten (46%) würde einer Putzhilfe maximal 10 Euro pro Stunde zahlen. Dies liegt sogar unter dem durchschnittlichen Schwarzmarktniveau von 10-12 Euro. Immerhin wäre fast jeder zweite Befragte dazu bereit, für eine versicherte und registrierte Reinigungshilfe zwei Euro mehr zu zahlen.

Weibliche Putzhilfen werden bevorzugt – aber nicht wegen Gründlichkeit

Gleichwohl zwei Drittel der Deutschen behaupten, Männer und Frauen können prinzipiell gleich gut putzen, will eine knapp ebenso große Mehrheit lieber eine weibliche als eine männliche Putzhilfe. Der mit Abstand ausschlaggebendste Grund: Wer eine weibliche Putzhilfe bevorzugt, fühlt sich bei einer Frau sicherer (50%). Deutlich seltener (28%) wird die geringere Gründlichkeit des männlichen Geschlechts genannt.

Andere Faktoren, die auf geschlechterspezifische Vorurteile hinweisen könnten – wie zum Beispiel Freundlichkeit oder Zuverlässigkeit – spielen faktisch keine Rolle. Bei diesen Angaben gibt es zwischen Männern und Frauen kaum relevante Unterschiede – dies bedeutet: Auch Männer würden in erster Linie eine weibliche Putzhilfe wählen, weil sie sich bei ihr sicherer fühlen als bei einem Mann.
Putzberuf schneller für Asylbewerber öffnen
Dass fast vier von zehn Deutschen sagen, der Migrationshintergrund ist ein möglicher Grund für den schlechten Ruf der Branche, bedeutet nicht zwingend, dass dieser Aspekt auch bei der persönlichen Entscheidung für eine Putzhilfe eine relevante Rolle spielt, denn: Nur für 19% der Befragten ist die Herkunft der Reinigungskraft von Bedeutung. Dagegen geben drei Viertel der Deutschen an, die Herkunft der Reinigungskraft spiele keine Rolle, solange sie sich mit ihr ausreichend verständigen können.

Im Rahmen der Flüchtlingsdebatte ist auch eine Diskussion darum entfacht, ob einfache Dienstleistungsberufe Asylbewerbern schneller geöffnet werden sollen. Zuletzt hat sich Prof. Werner Sinn vom Institut für Wirtschaftsforschung dafür eingesetzt. Doch was halten die Deutschen davon? Immerhin sind 57% der Deutschen der Meinung, dass Asylbewerber schneller Zugang zu Service-Jobs wie Putzen erhalten sollten. Lediglich jeder dritte Befragte ist der Meinung, dass die bisherigen Regelungen beibehalten werden sollen. [1] [1] In Deutschland gilt für Menschen, die einen Asylantrag stellen, folgende Regelung: Die ersten drei Monate dürfen sie nicht arbeiten. Anschließend entscheidet die Ausländerbehörde darüber, ob eine Arbeitserlaubnis gewährt werden kann. Was die Antragsteller dabei beachten müssen: Ist die Arbeitsaufnahme hinlänglich begründet? Wurden alle notwendigen Formulare vorgezeigt? Innerhalb der ersten 15 Monate des Aufenthalts gibt die zuständige Behörde erst nach genauer Vorrangprüfung ihre Antragszustimmung: Die Vorrangprüfung meint, dass erst sichergestellt werden muss, dass kein EU-Bürger oder Arbeitsloser in Deutschland eher für die Arbeitsstelle in Frage kommt.

Helpling vermittelt Reinigungsaufträge an selbstständige Reinigungsunternehmer. Für das Aufnehmen einer selbstständigen Tätigkeit gilt, dass Asylbewerber in der gesamten Zeit ihres Antragsverfahrens kein Gewerbe anmelden dürfen. Damit ist die Regelung für das selbstständige Arbeiten noch selektiver als für eine sozialversicherungspflichtige Anstellung.

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